Überraschend pünktlich ist die 13-köpfige Mannschaft der Leichtathleten am Sonntagmorgen um kurz nach 8 Uhr losgefahren. Auf der ersten Raststätte in Italien wurde von den Erwachsenen natürlich ein erster Espresso getrunken, als plötzlich Timo Benitz (Mannschafts-Europameiser) und Dennis Meßmer vor ihren Nasen standen. Dann tauchten auch noch zwei weitere Vereine aus der Region auf und ca. 30 Trainingslagerfahrer waren auf einem Parkplatz versammelt.
Stephan Okle hatte die gesamte Woche perfekt organisiert, er musste sich allerdings erst einmal an den etwas anderen italienischen Fahrstil gewöhnen. Doch auch am vorletzten Tag hatte er noch das Bedürfnis, jeden Kreisel mindestens zweimal zu fahren. Als die zwei VW-Busse in Viareggio ankamen, musste noch das Hotel gefunden werden: „Wie heißt die Straße?“- daraufhin Stephan: „Das weiß ich eben auch nicht mehr so genau…“ Na dann viel Spaß beim Suchen!!! Aber Christin hatte das Foto aus dem Internet zum Glück noch im Kopf und – vielleicht mit etwas Glück– war das Hotel schnell gefunden.
Dass in den Zimmern jeden Mittag das Chaos in Ordnung gebracht wurde, kam für manch einen überraschend. „Guck mal, was die mit meinen Sachen gemacht hat!!“ war der Kommentar. Doch die Motivation der Putzfrau sank bei dem täglich größeren Kleiderdurcheinander aus Sportklamotten, Badesachen und anderer Kleidung, an den letzten Tagen musste jeder seine Sachen aus einem großen Haufen in der Ecke ziehen. Auch die Dusche war aufsehenerregend: Mitten im kleinen Bad zwischen Waschbecken und Toilette, mit Duschvorhang wäre es noch angenehm gewesen, aber für den war nicht auch noch Platz!! Nur das Zweierzimmer von Marco und Joshua hatte den Luxus, beim Duschen nicht erst das ganze Bad auszuräumen, sondern einfach den Vorhang zu zuziehen. Aber auch an diese Bedingungen hatte man sich schnell gewöhnt.
Gleich am ersten Morgen ging es um 7.15 Uhr in Laufsachen zur „Auftakt“ oder auch „Appetitanreger“ genannten ersten kleinen Laufeinheit an den Strand. Leider war es so früh am Morgen noch nicht warm genug, um barfuß durch den Sand zu joggen, dafür gab es immer einen schönen Sonnenaufgang zu sehen. Und wer sich gefragt hat, was für Verrückte morgens um halb acht mitten auf der Strandpromenade sternförmig Liegestützen machen, der hat wohl die Reichenauer gesehen. Das war das allmorgendliche Programm, auch wenn Marco und Joshua oft noch aus den Betten geholt werden mussten. Stefan Wilz hatte das Glück, noch etwas früher aufstehen zu dürfen. Am ersten Morgen hatte ihm der Sport auf den leeren Magen geschlagen und die folgenden Tage sorgte er mir etwas Zwieback vor. Bei den Strandeinheiten zeigten Christin und Michaela als erfahrene Italienfahrer, wie man am Strand entlangjoggt und danach in das noch etwas kühle Meer springt. Als Marco am Mittwochmittag 20 Minuten im Wasser war, wärmte ihn der Grappa beim Mittagessen zumindest etwas. Das Training zeigte auch hier seine Auswirkungen: Trotz zweimal täglichem 4-Gänge-Menü wanderten nach dem Essen auch noch die Zitronenschalen von den Tellern in die Bäuche… der Hunger muss groß gewesen sein! Und wenn es um Eis, Pizza oder Bar ging, stand Christin als Dolmetscherin zur Seite, damit auch alles richtig lief und jeder das bekam, was er wollte.
Obwohl am Meer nicht immer nur Fußball gespielt wurde war der Strand heiß begehrt, aber auch das Stadion gehörte zum Programm. Nachdem sich am ersten Tag herausgestellt hatte, dass dort kein Speer, Diskus und eigentlich überhaupt keine Wurfdisziplinen erlaubt sind, wurde dies an den Strand verlegt. Das Speerwerfen am Morgen auf dem noch fast leeren Strand war eins der Highlights der Woche. Die harte, etwas mitgenommene Tartanbahn im Stadion taugte jedoch sowohl für Sprints als auch für Mittel- und Langstreckentraining; die Hochsprunganlage wurde- nach kurzem Schrecken, dass es möglicherweise überhaupt keine gibt- auf der Rückseite der Stabhochsprungmatte gefunden und staubte etwas. Spaß machte es dennoch. Timo wollte fast nur noch laufen und bei Nadines 800m-Training mitmachen. Auch Jens lief seine Runden im Stadion, in einem Tempo, das dem Rest der Mannschaft schon bei kleineren Etappen zu schaffen machte. Mit der Zeit wurde klar, dass Helenas Jammern eigentlich nur eine Aufforderung war, sie zu scheuchen. Zum Glück war Markus immer zur Stelle und holte alle aus den Federn, sodass keiner enttäuscht über seine sportliche Aktivität nach Hause gefahren ist. Beim Hochsprung musste Janis erst noch lernen mit Spikes umzugehen, eine etwas unangenehme Berührung gehörte dazu.
Insgesamt war das Trainingslager ein voller Erfolg, ganz nebenbei wurden auch bisher nicht gelaufene Lauflängen und neue persönliche Bestleistungen über 800m erreicht. Natürlich wurde nebenbei auch etwas Kultur in Florenz und Pisa gemacht. In Florenz wurde sogar noch der Kirchturm mit seinen 414 Treppen erklommen, obwohl es beim Losfahren noch geheißen hatte „ Also Treppen gehen heute nicht mehr!“ Die Beine spürte man auch ganz gut, aber das Treppensteigen gehörte in diesem Fall einfach zum Training. An diesen zwei Tagen konnte auch Joshuas Tonband „Pizza essen“ wenigstens für 20 Minuten gestillt werden, während er seine 2 Pizzen aß. Der zweite, von manchen am Ende der Woche zum Unwort erklärte Begriff war „Kübel“- der war abends in der Bar mit Cocktail gefüllt und die ganze Mannschaft war dabei - der eine mehr, der andere weniger…!